Die Geburtsstunde
Sie ist 31, zweifache Mutter und erfolgreiche Unternehmerin. Daniela Kandrova gründete 2008 die Naturkosmetikmarke Safea. Die junge Firma wächst schnell.
Eigentlich hatte sie ihr Leben anders geplant. Nach ihrem BWL-Studium begann Daniela Kandrova eine Promotion. 24 Jahre jung war sie damals. Die Forschung machte ihr Spaß, sie hatte eine Karriere an der Uni in Aussicht. „Doch dann kam dieser Zufall, dieses Schicksal“, erzählt die zierliche Frau bei einem Kaffee in ihrem Büro im Münchner Südosten.
Es beginnt mit einer Reise. Zusammen mit Studienfreunden unternimmt Daniela Kandrova 2003 eine Rucksacktour durch den südlichen Mittelmeerraum: Spanien, Marokko, Tunesien. Sie lebt in Gastfamilien und ist fasziniert von den Menschen. Von deren Freundlichkeit, aber auch von ihrem guten Aussehen, das sie mit ganz natürlichen Mitteln pflegen. „Die Frauen dort haben eine gesunde Haut und sehr schöne Haare“ erzählt sie. Besonders begeistert sie das Arganöl, das die Berberfrauen im Südwesten Marokkos in aufwendiger Handarbeit gewinnen.
Kandrova fühlt sich plötzlich an ihre Kindheit in Bulgarien erinnert: Ihre Großmutter, eine Heilpraktikerin, stellte dort selbst Cremes und Hautöle her – und versorgte die Familie und Nachbarn damit. So nahm sie zum Beispiel duftende Rosenblätter, legte sie in Oliven- oder Sonnenblumenöl ein, ließ das Ganze einige Tage in der Sonne stehen und gewann so pflegende Hautöle. Für die Haarpflege empfahl sie ihrer Enkelin Ölmasken und Eigelb.
Omas Rezepte und neue Ideen
Die Rucksacktour ruft diese Erinnerungen wieder hervor – und weckt in der jungen Diplom-Kauffrau ihre Leidenschaft für natürliche Schönheitspflege. Kaum ist sie von der Reise zurück, beginnt Kandrova, die alten Rezepte der Großmutter auszuprobieren. Und sie experimentiert mit den neu entdeckten Inhaltsstoffen wie dem marokkanischen Arganöl, das damals in Deutschland noch wenig verbreitet ist. Sie mischt Haarmasken, Peelings und Gesichtscremes, testet sie selbst und gibt sie an ihre Freundinnen weiter. „Sie kamen gleich gut an“, erinnert sich die junge Frau mit dem Porzellan-Teint, die selbst Model für ihre Cremes stehen könnte.
Sie beschließt, Promotion und Uni-Karriere aufzugeben, um sich ganz der Herstellung von Naturkosmetik zu widmen. Zusammen mit einem kleinen Expertenteam stellt sie erste Muster von Cremes und Peelings her. Dass einmal eine Firma mit zehn Mitarbeitern daraus werden würde, denkt sie nicht im Traum.
Mit ihren Mustern im Köfferchen klappert sie die Münchner Bio-Läden ab – und ist erstaunt, wie groß das Interesse ist. Schließlich gibt es in Deutschland zu dem Zeitpunkt schon eine Reihe etablierter Naturkosmetikhersteller. Doch davon lässt sich Kandrova nicht abschrecken: „Mutig war ich schon immer“, erzählt sie. Zweieinhalb Jahre dauert es, dann ist ihre erste Creme-Serie fertig: Sie nennt sie Argan Regenerationspflege – enthalten ist das marokkanische Arganöl, das sie auf ihrer Reise kennengelernt hatte. Verwendet wird dafür traditionell hergestelltes, fair gehandeltes Arganöl. Von Anfang an lässt sie ihre Produkte vom Verband BDIH als Naturkosmetik zertifizieren. Über 95% der Inhaltsstoffe sind in Bio-Qualität.
Safea, der Name ihrer Firma, ist Programm: „Er ist entstanden aus dem englischen Begriff ‚safe‘ für sicher und dem arabischen ‚safa‘ für Reinheit.“ Mittlerweile sind die Kosmetika in vielen Bio- und Naturkosmetikläden erhältlich und es gibt eine Palette von über 30 Produkten - von der Tagescreme für sensible Haut bis zur Regenerationsmaske und zum Anti-Aging-Öl.
Der Testraum erinnert an eine Großküche
Die Firma wächst schnell, deshalb ist das Safea-Team gerade auf der Suche nach einem neuen Firmensitz. Die derzeitigen Räume in einem Münchner Gewerbepark sind zu klein geworden. Im Testraum werden beispielsweise derzeit, auf etwa 50 Quadratmetern, sämtliche Muster entwickelt, produziert und mit Etiketten versehen.
Es sieht ein bisschen aus wie in einer Großküche, einige Maschinen werden mit Hebeln per Hand bedient. Es herrschen sterile Bedingungen. Die Edelstahlbehälter und -möbel und der versiegelte Boden werden mehrmals täglich desinfiziert und die Luft per UV-Licht entkeimt. Die handwerkliche, zeitaufwendige Herstellung sei entscheidend für die Qualität der Produkte, erklärt Hicham Najjari. Der Diplomingenieur ist verantwortlich für Vertrieb und Marketing. Bei Safea gilt das Motto: weniger ist mehr. Das gilt sowohl für die Anzahl der Zutaten – lieber wenige hochwertige – als auch für die Verarbeitungsprozesse: „Der Honig für unsere Regenerations-Maske zum Beispiel darf weder zu stark erhitzt noch stark mechanisch bearbeitet werden“, erklärt Najjari. Unabhängige Labors prüfen regelmäßig die Qualität und Hautverträglichkeit der verschiedenen Kosmetika.
Am liebsten testet Firmenchefin Kandrova die Produkte aber in ihrer eigenen Familie. Ihre beiden Töchter, eineinhalb und drei Jahre alt, massiert sie gerne mit Bio-Mandelöl. Und als eine von beiden mal eine schwere Verletzung hatte, behandelte sie die Narbe mit Tamanu Repair Öl. Auch ihre Oma in Bulgarien benützt nun die Cremes und Öle aus Deutschland. Und ist stolz, dass ihre Enkelin die Tradition nun so professionell fortführt.
Das Arganöl in den Safea-Produkten stammt aus einer marokkanischen Kooperative, die Bezahlung ist fair. Die Ölgewinnung erfolgt in aufwendiger Handarbeit. Arganbäume (rechtes Bild oben) wachsen ausschließlich im Südwesten Marokkos, sie sichern die Lebensgrundlage vieler Einwohner.
Als flüssiges Gold Marokkos wird das Arganöl (oben links) auch bezeichnet. Rechts: Die Entwicklung und Produktion der Safea-Produkte findet in einem Münchner Gewerbepark statt.
Redaktioneller Beitrag in Cosmia
Autorin: Silvia Liebermann